Super User
Prozess
Lange bevor Dürer die Drucktechniken mit Radier- und Stichwerkzeugen perfektioniert hatte, war der Abdruck von Fingern und Händen mit Blut als Tinte eine Form von Graffiti. Und lange nach Dürer ist das Nashorn Gegenstand künstlerischer und politischer Auseinandersetzungen geblieben, wie zum Beispiel das Nashorn Cacareco bei den Kommunalwahlen in Sao Paulo 1959.
Prozess
Können Sie sich erklären, warum ein Produkt, ein Artefakt oder eine Idee sich durchsetzt? Wie sie über den Augenblick hinaus Aufmerksamkeit erregen und im gesellschaftlichen Gespräch bleiben?
Wir auch nicht wirklich. Aber mit der Inszenierung EPOFAKT können Sie als unsere Mitspieler den Weg des Erfolgs mittels eines Zeichens, eines Bildes miterleben. Ja, Sie können geradezu mitbestimmen, was in einem Museum abrufbar bleibt. Sie agieren dazu gemeinsam als Künstler und Juroren, schlüpfen in die Rolle von Kuratoren und Kunstvermittlern. Sie werden zu jenen Akteuren, die auch im normalen Kunstbetrieb darüber entscheiden, ob ein Werk "museumsreif" wird.
Warum gerade Kunst und Museum? Weil Kunst nicht bierernst sein muss. Weil Kunst Prozesse aus Wirtschaft und Gesellschaft widerspiegelt.
Wir beginnen in einem surrealen Kontext ohne den Louvre und die Guggenheim Foundation, ohne Trendsetter und mit leergefegtem Kunstmarkt. Somit haben Sie die Möglichkeit, den ersten Trendsetter mitzubestimmen oder vielleicht besetzen Sie selbst diese richtungsweisende Position. Spielerisch, kreativ werden Kunststeinplättchen bearbeiten und auf dem "Kunstmarkt", einer Art großem Billardtisch, in ausichtsreiche Position gebracht. Schon nach kurzer Zeit verdichtet sich der "Kunstmarkt".
Idee
EPOFAKT − Epochemachendes Artefakt
Weil Kunst nicht bierernst sein muss.
Weil Kunst Prozesse aus Wirtschaft und Gesellschaft widerspiegelt.
Sind das die Dinge, die unter Denkmalschutz oder im Museum stehen?
Können Sie sich Paris ohne den Louvre? Den Louvre ohne Mona Lisa vorstellen?
Wir machen es uns und Ihnen einfach, wir denken sie uns weg.
Offene Fragen
Wie lange werden Rinder als Lebewesen wahrgenommen und wann werden sie in der Lieferkette zu Fleisch? Das Töten in der Fleischlieferkette ist die Aufgabe eines Schlachthofs.
Resultate
Fleischstücke, die von einem Fließband in einem Schlachthof hängen, werden in Zeitlupe auf eine weiße Leinwand projiziert. Und Fotos von Fleisch auf Stoff, der an einem Kleiderständer hängt, der in Brasilien als Ara-Barsch (pau de arara) bezeichnet wird. Der Begriff wird jedoch auch für eine gängige Foltermethode während der Militärdiktatur verwendet. Die Ausstellungsbesucher sind eingeladen, ein Foto als Hintergrund für Selfies zu wählen. Einige Besucher sagten, dass ihnen beim Anblick des gegrillten Fleisches das Wasser im Mund zusammenlief. Eine Lampe, wie sie sowohl in Fotostudios als auch bei Zwangsverhören verwendet wird, projiziert die Schatten der Besucher auf eine weiße Wand.
In Eugène Ionescos Stück Rhinoceros bedauert Daisy, dass ihr Freund sich in ein Nashorn verwandelt hat und erzählt: "Was er sagte, war: Wir müssen mit der Zeit gehen! Das waren seine letzten menschlichen Worte." Eine Reflexion darüber, wie der Faschismus und der Nationalsozialismus von einer eigenen Realität ausgehen, in der es keine Menschlichkeit gibt. Dieser Satz findet sich in Ottjörgs Radierung Imagine there is no Rhino (2015) wieder, die an einer anderen Wand hängt.
Draußen, auf den öffentlichen Denkmälern vor dem Museum, weisen Fragmente von Hoden und Pferdehaar von kastrierten Hengsten darauf hin, dass Gewalt zur Kehrseite der Kultur gehört.
Prozess
Genau einen Monat später wurde Ottjörgs Einzelausstellung im Museu de Arte do Rio Grande do Sul in Porto Alegre eröffnet, wo Messias Bolsonaro seinen Auftrag zum Töten angekündigt hatte. Encarnação ist die Reaktion des Künstlers auf dieses Ereignis.
Idee
"Der Fehler der Diktatur war es, zu foltern, nicht zu töten" und "Ich bin Hauptmann der Armee, meine Aufgabe ist es, zu töten", sind die Worte von Jair Messias Bolsonaro in Porto Alegre, bevor er am 28. Oktober 2018 zum Präsidenten von Brasilien gewählt wurde.
Auszug aus einer Rede von Professor Wang Huangsheng
Diese Ausstellung behandelt ein sehr interessantes Thema, denn „die Existenz“ ist in China aber auch in Deutschland von großer philosophischer Bedeutung.
China hat eine traditionelle Redewendung:„die Spuren eines Schwans im schmelzenden Schnee“. Sie beschreibt die Spuren der Zeit, die die Vergangenheit zurückgelassen hat. Das Bild der Spuren eines Vogels auf verschneiter, winterlicher Erde lässt uns erkennen, wie sehr die Menschen in China seit alters her von diesen Spuren Notiz genommen haben.
Die Arbeit von Ottjörg A.C. macht uns augenscheinlich, dass wir auch und gerade den kleinen Dingen des Alltags große Aufmerksamkeit schenken sollen, um in unserem Leben das Wunderbare eines einzigartigen Augenblicks zu erkennen.
Auszug aus der Eröffnungsrede zur Ausstellung „Oberflächenexistenzen“ von Ottjörg A.C. im Guangdong Museum in Kanton.
Professor Wang Huangsheng, Direktor des Museums der Zentralakademie in Peking
China, die Lehre und das Skript. Gespräch zwischen Daniel Marzona und Ottjörg A.C.
Resultate
Die Abdrücke von Rindern und Pferden unterscheiden sich erheblich. Die Kastration von Pferden erfordert viel mehr Kraft, weil die Pferde bereits älter und stärker sind. Die Prozedur scheint aggressiver zu sein, was wahrscheinlich der Grund dafür ist, dass sie nur von Männern durchgeführt wird. Im Gegensatz dazu ist die Kastration der Rinder ein Familienfest, eine Art Erntefest.
Dieser Unterschied zeigt sich auch in den Monotypien.